KnockoutBurnout ®

Schnell gerät man in diese Falle: Ständig mehr geben, als man hat – für etwas, das man nicht erhält, weil kein anderer es einem geben kann. Das Bournout-Syndrom.

Box-Coaching für Niedergeschlagene

Fünf, sechs, sieben… Aufstehen!

Manche landen nach einem beruflichen Rückschlag auf der Therapeuten-Couch – oder im Ring bei Kai Hoffmann: Der Coach und Philosoph trainiert gescheiterte Manager auf die harte Tour, Comeback-Faustregeln inklusive. Im Interview spricht er über Knockout und Burnout, über Nehmer- und Geberqualitäten.

KarriereSPIEGEL: Herr Hoffmann, Sie steigen mit Managern in den Ring, die im Beruf einen Knockout einstecken mussten. Können die meisten noch zurückschlagen?

Hoffmann: Da sag ich immer: Niemals scheitert der ganze Mensch, immer nur bestimmte augenblickliche Aspekte von ihm – Vorhaben, Erwartungen, Hoffnungen oder Projekte. Es gilt die Boxerweisheit: Niedergehen ist nie das Problem. Liegenbleiben schon. Wenn sie den Kampfgeist aufgeben wollen, rüttele ich die Selbstachtung der Klienten mit der Einsicht wach, dass Schmerzen der Niederlage vergehen, Aufgeben jedoch den Menschen ein Leben lang verfolgt. Dieser Konsequenz des Nicht-Handelns darf nicht ausgewichen werden. „Zurückschlagen“, also sich wehren oder weitermachen, können Menschen dann, wenn sie unumwunden ja zu sich selbst sagen und Mut haben, danach konsequent zu handeln.

KarriereSPIEGEL: Woran scheitern mehr Manager – am bösen Chef, an den Umständen, an sich selbst?

Hoffmann: Da müssen wir erst mal klären, was wir unter Scheitern verstehen. Ich scheitere nicht, wenn ich zum Beispiel eine Karrierestufe höher will, und der Chef sagt nein. Dann hat was nicht hingehauen, mehr nicht. Ich scheitere, wenn ich aufhöre weiterzumachen, wenn ich also am Boden liegenbleibe und aufhöre, an mich und mein Leben zu glauben. Außerdem, mal ehrlich – uns verletzt ja meist gar nicht das, was uns angetan wird, sondern immer nur, wie wir darauf reagieren. Also: Scheitern tun wir meist an uns selbst, an fehlendem Mut oder Selbstwertgefühl, was übrigens so eng zusammenhängt wie eine Faust mit dem Boxhandschuh.

KarriereSPIEGEL: Wie häufig folgt auf den Knockout der Burnout?

Hoffmann: Klingt sprachlich so, als hinge es zusammen, tut es aber nicht. Burnout ist das Aus unserer Energie im Dauer-Delay eigener Leistungsansprüche. Ich schaffe zu wenig, ich leiste nur 100 Prozent, ich darf beim nächsten Auftrag nicht nein sagen, die anderen sind besser als ich, da kommst du nie hin… und so fort. Dabei handelt es sich meist um Fremderwartungserfüllung und nicht um das Leben nach eigenen Werten. Nach einem Knockout diesen Workaholismus des Burnouts erst mal hinzukriegen, das zeugt von kurzfristiger Stehauf-Mentalität, allerdings nach fremden Ringglocken. Mittlerweile ist das Burnout so in Mode, dass beispielsweise in manchen Kreisen von Investmentbankern jemand fade daherkommt, wenn er nicht schon mal ausgebrannt war.

KarriereSPIEGEL: Manche Niederlage redet man sich also selbst ein?
Hoffmann: Wenn mir der Alltag einen Knockout verpasst hat, hängt viel von meiner Selbsterzählung ab. Also: Wie erkläre ich mir das, was ich da als Niederlage interpretiere? Ich verliere den Job, stehe auf der Straße, die nächste Miete ist fällig, um mich herum grinst mich die Umwelt an, als sei für alle anderen nichts geschehen und nur ich der einzige Verlierer – und jetzt kommt’s drauf an, wie ich zu mir selber stehe. Entweder ziehe ich mir den Stecker raus und schlurfe mit einem Ich-bin-auf-ewig-verdammt-Gesicht durch die Straßen. Oder ich atme und starte neu durch. Den Sieger erkennt man am Start – tja, den Verlierer übrigens auch.

KarriereSPIEGEL: Ihr krassester Fall?

Hoffmann: Da fällt mir der zweite Geschäftsführer eines Weiterbildungsinstitutes ein. Der hatte sein Ego manisch über Perfektionsmaßstäbe definiert, alles musste unbedingt hundertzwanzig-pro sein – „ich bin nur etwas wert, wenn mein Handeln makellos klappt“. Das komme von seinem Vater her: „Ich erkenne dich nur an, wenn du tiptop was leistest.“ Dann segelten mit der letzten Finanzkrise wöchentlich Absagen auf seinen Mahagoni-Tisch, die Freundin lief ihm weg, ein Bandscheibenvorfall legte ihn flach, Standorte des Instituts wurden geschlossen. Und was machte er? Er kehrte tatsächlich zurück zu den Eltern ins väterliche Geschäft, ist heute dort Buchhalter und kämpft mit dem Alkoholismus. Leider habe ich davon viel zu spät erfahren.

KarriereSPIEGEL: Und Sie persönlich? Lagen Sie auch schon mal am Boden?

Hoffmann: Oh ja, vor ein paar Jahren. Da hatten mir innerhalb weniger Wochen drei Hauptkunden Aufträge gestrichen, im Gesamtwert von mehr als einem halben Jahresumsatz. Zur selben Zeit, und ich dachte, die Welt verschwört sich gerade gegen mich, rasselten mir auch noch zwei Absagen von potenziellen Neukunden ins Haus, für die ich nächtelang Präsentationen ausgearbeitet hatte. Was dann passierte, hatte ich so noch nie erlebt: Mich zogen mit einem Mal Gewichte aus Mutlosigkeit, Selbstzweifel und Trübsinn schon morgens beim Aufstehen auf die Matratze zurück. Bumm. Die folgenden Monate glichen Tiefschlag-Touren, als rammte mir aus meiner eigenen Psyche täglich irgendein Persönlichkeitsanteil selbst was in die Fresse. Und dann stellst du dir die entscheidende Frage, die nur du selbst beantworten kannst: Wem kaufst du mehr ab, den Schlägen des Alltags oder deiner Selbstachtung? Dieser Glaube an sich selbst ist eine Lebensentscheidung. Von da kann dich zwar vieles immer noch umhauen, aber du warst am Meeresgrund und hast keine Angst mehr vor Pfützen, tauchst immer wieder auf. Diese Zeit will ich echt niemals gemisst haben.

KarriereSPIEGEL: Sie zeigen Managern im Box-Coaching, wie sie nach einer Niederlage auf die Beine kommen. Welche „Faustregeln“ für Stehaufmännchen kennen Sie?

Hoffmann: Wir können Schicksalsschlägen schon mal ausweichen, aber niemals uns selbst. Der Mensch darf seinen Selbstglauben nie, niemals verlieren. Und den kann uns keiner nehmen, nur wir selbst. Also Achtung! Wir haben ja das Laufen im Leben immer auch durch das Fallen und unser unablässiges Wiederaufstehen gelernt. Jedem Aufstehen wohnt doch auch ein Zauber inne. Und wenn die Angst hinzukommt, müssen wir sie akzeptieren als lebenswichtige Partnerin im Crash-Kurs unserer Persönlichkeitsentwicklung. Außerdem: Wer es wagt, mutig gegen widrige Umstände im Job zu kämpfen, hört auf, sich innerlich selbst anzugreifen. Wir vergrößern also unsere Selbstsicherheit im Wiederaufstehen, wenn wir möglichst täglich unsere selbst gebastelten Komfortzonen sprengen. Und da vielen Managern der Preis des Leidens niedriger erscheint als die Angst vorm Handeln, rufe ich denen im Kampfring des Lebens zu: Hast du vom Leiden genug, geh ran und handle! Kämpferisches Selbstvertrauen sucht geradezu die Angst auf, hält ihr stand und gleicht sie aus. Und dieser Mut macht Mut zu weiterem Mut, ansteckend wie das Lächeln jeder Heldin, jedes Helden.

KarriereSPIEGEL: Kommen auch Frauen in Ihr Box-Coaching?

Hoffmann: Klar, doch weitaus seltener als Männer.

KarriereSPIEGEL: Hatten Sie Klienten, die dem Boxen treu geblieben sind?

Hoffmann: In jedem Fall. Das freut mich immer wieder sehr: wenn Klienten bei uns plötzlich als zahlende Mitglieder im Boxclub auftauchen, weil sie erlebt haben, wie das Kämpfen-Können den Menschen sich selbst näher bringt.

KarriereSPIEGEL: Wann haben Sie das letzte Mal beim Coaching was auf die Nase bekommen?

Hoffmann: Das lasse ich fast jedes Mal zu, weil ich den Klienten zeige, was es heißt, einzustecken, um danach sofort weiterzumachen.

Box-Coaching findet Auswege und neue Freiheiten: Knock out the Burnout

  • Sich selbst führen lernen und Einfluss nehmen auf das, was auf einen zukommt
  • Realistische Erwartungen mit selbst gesetzten Zielen kombinieren
  • Aktiv verteilen, was man selber hat und auch gewillt ist, zu geben
  • Sich selbst genügen im Bei-sich-Sein
  • Selbst bestimmend das einstecken, was man für seine „Siege” braucht
  • Frei mitbestimmen können, was einen von außen beeinflusst
  • Auf das wohlwollende Nicken anderer Menschen nicht mehr angewiesen sein
  • Den Clinch fremder Einflüsse selbständig aufbrechen
  • Sensibel werden für mentale Energien und die eigenen körperliche Reserven rechtzeitig aktiv auftanken
  • Anderen Menschen schon mal ausweichen, aber niemals sich selbst
  • Das Flow-Erlebnis selbst gewählter Herausforderungen genießen
  • Innere Balance wahren zwischen Anspannung und Entspannung
  • Auf dem Ring-Boden der Tatsachen bleiben und tänzeln
Gehirnforschungen bestätigen das Prinzip des Box-Coaching: Durch die emotional hoch aktive Erlebnisform und durch selbst gewählte effektive Handlungsstrategien können hemmende oder störende Neuronenmuster im Hirn verändert werden – und ermöglichen so nachhaltig neue Wege des Denkens, Fühlens und Handelns.

Die boxerische Einstellung zeigt uns, wie wir dem Burnout begegnen können. Das Geheimnis des Boxers – Selbstvertrauen, innere Ruhe und Autonomie – zentriert ihn in sich selbst, inmitten der Prozesse von Veränderung und Bedrängnis.